„Um sich zuhause zu fühlen, braucht es Zuwendung.“

„Um sich zuhause zu fühlen, braucht es Zuwendung.“

Unzäh­li­ge Male gehen Men­schen am St. Eli­sa­beth-Stift an der Ebers­wal­der­stra­ße im Prenz­lau­er Berg vor­bei. Dabei bleibt vie­len ver­bo­gen, dass sich hin­ter der Ein­gangs­pfor­te eine Cafe­te­ria mit Gar­ten sowie Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern mit viel­fäl­ti­gen und von Migra­ti­on gepräg­ten Lebens­ge­schich­ten befin­den. Am 13. Juli kamen dort drei geflüch­te­te Men­schen und eine Grup­pe aus 15 Senio­rin­nen und Senio­ren bei Kaf­fee und Kuchen zusam­men. „Wir sind hier, um unse­re Geschich­te zu erzäh­len und Deutsch zu üben“, sag­te Asmaa Hwe­ja in einem ernst­haf­ten, aber den­noch lächeln­den Ton­fall. Sie ist vor 6 Jah­ren aus Syri­en geflüch­tet. Als sie erzählt, wie sie ihre Doku­men­te mit Plas­tik an ihrem Bauch befes­tig­te und mit ihren Kin­dern in einem Boot übers Was­ser flüch­te­te, lau­fen ihr Trä­nen übers Gesicht. Die Senio­rin­nen und Senio­ren drü­cken ihr Mit­ge­fühl durch Kopf­schüt­teln und bestär­ken­de Wor­te aus. Islam Arbo ist im Zuge des Fami­li­en­nach­zugs aus Paläs­ti­na nach Deutsch­land gekom­men, was bedeu­tet, dass er im Gegen­satz zu den bei­den ande­re zurück­keh­ren kann. Eine Bewoh­ne­rin fasst es jedoch pas­send zusam­men: „Das Land, aus dem man geflüch­tet ist, ist nie das glei­che, wenn man zurück­kehrt, es ist ein ande­res gewor­den, auch die Men­schen haben sich ver­än­dert“. Islam Arabo ist Jour­na­list und erzählt von der Her­aus­for­de­rung, Deutsch zu ler­nen. Die Anwe­sen­den sind sich einig, dass Spra­che der Schlüs­sel zu einer Kul­tur ist und gleich­zei­tig eine gro­ße Her­aus­for­de­rung dar­stellt. Es sei nicht ein­fach, deut­sche Freun­de zu fin­den, berich­tet Ali Abo Rad­hed. Er floh aus dem Irak, kon­zen­triert sich zur­zeit wie Islam Arabo auf sei­ne Deutsch­kur­se und möch­te danach im Mar­ke­ting­be­reich arbei­ten. Die drei sagen, dass Ber­lin ihr zuhau­se ist. Es ist ihr zuhau­se, weil sie hier in Sicher­heit sind und Zukunfts­aus­sich­ten haben. Das Tref­fen ist nicht nur ernst: die Senio­rin­nen und Senio­ren fin­den die Vor­stel­lung, dass es in Syri­en kei­ne Post gibt, äußerst unge­wöhn­lich. Sie lachen, weil sie sich nicht vor­stel­len kön­nen, wie das funk­tio­nie­ren soll. Asmaa Hwe­ja sagt hin­ge­gen, sie ver­steht nicht, war­um sie hier so vie­le amt­li­che Brie­fe erhält, ging es davor ihr gan­zes Leben auch ohne.