„Slut up! – Schließ auf!“

„Slut up! – Schließ auf!“

Sowohl unse­re Refe­ren­tin Lisa Bei­sel als auch die jun­gen Geflüch­te­ten, die schon Ende Sep­tem­ber in Ham­burg an einer Ver­an­stal­tung teil­ge­nom­men hat­ten, freu­ten sich über eine Fort­set­zung und zwei wei­te­re span­nen­de Tage. Zu Beginn der Ver­an­stal­tung wur­de der letz­te Besuch und neue erlern­ten Inhal­te reflek­tiert und noch ein­mal zusam­men­ge­fasst. Die Teil­neh­men­den schil­der­ten so vie­le Ein­drü­cke, als wären sie erst ges­tern gewe­sen. „Wir haben schon so vie­le Stol­per­stei­ne in Ham­burg ent­deckt! Wir schau­en jetzt immer auf dem Boden, um zu wis­sen, wer hier gelebt hat, um uns an die Geschich­ten zu erin­nern!“, rie­fen eini­ge jun­gen Geflüch­te­te unse­rer Refe­ren­tin begeis­tert zu. „Doch wie ging es denn nun eigent­lich wei­ter, nach dem der Krieg zu Ende war?“, frag­te ein ande­rer schon gespannt. Mit dem bereits erlern­ten Vor­wis­sen, konn­ten wir nun für einen Tag gemein­sam tief in die Geschich­te ein­tau­chen. Wie so oft, ist es vor allem die beson­de­re Grenz­si­tua­ti­on, wel­che die Auf­merk­sam­keit der Jugend­li­chen auf sich zieht. Die­ses Mal war es ins­be­son­de­re der Auf­bau und Ver­lauf der inner­deut­schen Gren­ze, wel­che genau­er ins Visier genom­men wur­de; auch in Vor­be­rei­tung auf die am fol­gen­den Tag statt­fin­de Exkur­si­on zum nörd­lichs­ten Grenz­über­gang Deutsch­lands. Wie schon bei der ver­gan­ge­nen Ver­an­stal­tung löcher­ten die Teil­neh­men­den unse­re Refe­ren­tin vol­ler Wiss­be­gier mit Fra­gen über die Gren­ze, die Repres­sio­nen durch den Staat und die Sta­si eben­so wie die im Jahr 1989 andau­ern­den Pro­tes­te der DDR-Bür­ge­rin­nen und ‑Bür­ger. Zum Abschluss des Work­shop-Tages ver­an­stal­te­ten wir gemein­sam ein Quiz über die DDR, wel­ches die wich­tigs­ten Aspek­te des his­to­ri­schen Wis­sens über die­se Zeit spie­le­risch und mit viel Spaß noch ein­mal wiederholte. 

Am nächs­ten Tag sam­mel­ten wir uns in der Früh und fuh­ren mit Rei­se­bus Rich­tung Lübeck. „Slut up! — Schließ auf!“, so begrüß­te uns die Inschrift des Gedenk­steins der Grenz­do­ku­men­ta­ti­ons­stät­te Lübeck ‑Schlut­up e. V. Der Aus­ruf „Slut up“, im Meck­len­bur­ger Platt, steht für die Öff­nung der Gren­ze der DDR und der Wie­der­ver­ei­ni­gung Deutsch­lands. Nach­dem die Teil­neh­men­den in unse­rem Work­shop die his­to­ri­sche Geschich­te der Tei­lung Deutsch­lands ken­nen­ge­lernt hat­ten, erfuh­ren sie anschlie­ßend DDR-Geschich­te zum Anfas­sen. In der Grenz­do­ku­men­ta­ti­ons­stät­te der inner­deut­schen Gren­ze führ­ten ehren­amt­li­che Zeit­zeu­gin­nen und Zeit­zeu­gen die jun­gen Geflüch­te­ten durch Erin­ne­rungs­stü­cke der DDR. Nach einem ein­füh­ren­den Film über den Auf­bau der Mau­er und Flucht­ver­su­che, durf­ten sie Instru­men­te, die die Flucht ver­hin­dern soll­ten aus nächs­ter Nähe betrach­ten. So bestaun­ten sie Minen, die in der Erde ver­gra­ben wur­den oder konn­ten nach­füh­len, wie schwer spe­zi­ell kon­stru­ier­te Zäu­ne zu über­win­den waren. Dar­über hin­aus gewähr­te ihnen die Gedenk­stät­te anhand von all­täg­li­chen Gegen­stän­den wie Lebens­mit­teln, Schul­ma­te­ria­li­en und Spiel­zeug, auch einen Blick in das Leben der DDR. In dem lie­be­voll auf­be­rei­te­ten Muse­um, wel­ches augen­schein­lich eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit der Ver­ant­wort­li­chen war, leb­te die DDR ein wenig weiter.