15. Dezember 2021„Slut up! – Schließ auf!“
Sowohl unsere Referentin Lisa Beisel als auch die jungen Geflüchteten, die schon Ende September in Hamburg an einer Veranstaltung teilgenommen hatten, freuten sich über eine Fortsetzung und zwei weitere spannende Tage. Zu Beginn der Veranstaltung wurde der letzte Besuch und neue erlernten Inhalte reflektiert und noch einmal zusammengefasst. Die Teilnehmenden schilderten so viele Eindrücke, als wären sie erst gestern gewesen. „Wir haben schon so viele Stolpersteine in Hamburg entdeckt! Wir schauen jetzt immer auf dem Boden, um zu wissen, wer hier gelebt hat, um uns an die Geschichten zu erinnern!“, riefen einige jungen Geflüchtete unserer Referentin begeistert zu. „Doch wie ging es denn nun eigentlich weiter, nach dem der Krieg zu Ende war?“, fragte ein anderer schon gespannt. Mit dem bereits erlernten Vorwissen, konnten wir nun für einen Tag gemeinsam tief in die Geschichte eintauchen. Wie so oft, ist es vor allem die besondere Grenzsituation, welche die Aufmerksamkeit der Jugendlichen auf sich zieht. Dieses Mal war es insbesondere der Aufbau und Verlauf der innerdeutschen Grenze, welche genauer ins Visier genommen wurde; auch in Vorbereitung auf die am folgenden Tag stattfinde Exkursion zum nördlichsten Grenzübergang Deutschlands. Wie schon bei der vergangenen Veranstaltung löcherten die Teilnehmenden unsere Referentin voller Wissbegier mit Fragen über die Grenze, die Repressionen durch den Staat und die Stasi ebenso wie die im Jahr 1989 andauernden Proteste der DDR-Bürgerinnen und ‑Bürger. Zum Abschluss des Workshop-Tages veranstalteten wir gemeinsam ein Quiz über die DDR, welches die wichtigsten Aspekte des historischen Wissens über diese Zeit spielerisch und mit viel Spaß noch einmal wiederholte.
Am nächsten Tag sammelten wir uns in der Früh und fuhren mit Reisebus Richtung Lübeck. „Slut up! — Schließ auf!“, so begrüßte uns die Inschrift des Gedenksteins der Grenzdokumentationsstätte Lübeck ‑Schlutup e. V. Der Ausruf „Slut up“, im Mecklenburger Platt, steht für die Öffnung der Grenze der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands. Nachdem die Teilnehmenden in unserem Workshop die historische Geschichte der Teilung Deutschlands kennengelernt hatten, erfuhren sie anschließend DDR-Geschichte zum Anfassen. In der Grenzdokumentationsstätte der innerdeutschen Grenze führten ehrenamtliche Zeitzeuginnen und Zeitzeugen die jungen Geflüchteten durch Erinnerungsstücke der DDR. Nach einem einführenden Film über den Aufbau der Mauer und Fluchtversuche, durften sie Instrumente, die die Flucht verhindern sollten aus nächster Nähe betrachten. So bestaunten sie Minen, die in der Erde vergraben wurden oder konnten nachfühlen, wie schwer speziell konstruierte Zäune zu überwinden waren. Darüber hinaus gewährte ihnen die Gedenkstätte anhand von alltäglichen Gegenständen wie Lebensmitteln, Schulmaterialien und Spielzeug, auch einen Blick in das Leben der DDR. In dem liebevoll aufbereiteten Museum, welches augenscheinlich eine Herzensangelegenheit der Verantwortlichen war, lebte die DDR ein wenig weiter.