Junge Geflüchtete berichten im Stadtteilcafé Ostend

Junge Geflüchtete berichten im Stadtteilcafé Ostend

Bei unse­rer Gesprächs­run­de am 15. Dezem­ber mit Senio­rin­nen und Senio­ren im Stadt­teil­ca­fé Ostend in Ful­da berich­te­ten uns jun­ge Geflüch­te­te im Alter zwi­schen 13 und 17 Jah­ren über ihre Flucht­er­fah­run­gen und ihr Leben in Ful­da. Zusam­men mit Chris­ti­an Völ­kel und Iry­na Böhm vom Kreis­ver­band der AWO hat­ten wir ein­ge­la­den. Moh­med und sein älte­rer Bru­der Nafeh kamen vor sechs Jah­ren aus Syri­en nach Deutsch­land und seit fünf Jah­ren leben sie in Ful­da. Nafeh konn­te sich noch gut an den Abend erin­nern, als sei­ne Eltern die Ent­schei­dung tra­fen, vor dem Krieg aus ihrer Hei­mat zu flie­hen. Ayoub, der im Stadt­teil­ca­fé arbei­tet, kam mit sei­ner Mut­ter 2015 nach Deutsch­land. Der jun­ge Syrer leb­te mit sei­ner Fami­lie zuvor eini­ge Jah­re in Vene­zue­la. Dort sei es auf­grund der Ver­sor­gungs­kri­se ab 2013 jedoch nicht mehr sicher gewe­sen. Die älte­ren Teil­neh­men­den waren sehr bewegt von den Berich­ten der Jugend­li­chen. „Es waren zwar ande­re Zei­ten“, so eine Senio­rin, den­noch weck­ten die Aus­sa­gen der jun­gen Geflüch­te­ten Erin­ne­run­gen an die Flucht­er­fah­run­gen der Eltern wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges und danach. Eine ande­re Teil­neh­me­rin erzähl­te von ihrer Migra­ti­on nach Deutsch­land. Als Gast­ar­bei­te­rin aus Maze­do­ni­en war sie in die Bun­des­re­pu­blik gekom­men. „Inte­gra­ti­on gab es damals nicht“, sagt sie. „Unser Dol­met­scher war Ser­be. Wir haben ihn genau­so schlecht ver­stan­den wie die Deut­schen.“ Ayoub ent­geg­ne­te, dass dies heu­te anders sei. Ara­bisch­spra­chi­ge Dol­met­scher sei­en nach sei­ner Ankunft jeder­zeit ver­füg­bar gewe­sen und konn­ten hel­fen. Die drei jun­gen Geflüch­te­ten leb­ten in Gemein­schafts­un­ter­künf­ten, „muss­ten sich Räu­me mit frem­den Fami­li­en tei­len, durch Dun­kel­heit und nied­ri­ge Tem­pe­ra­tu­ren auf Dixi-Toi­let­ten gehen. Und als die Mut­ter von dem ers­ten biss­chen Geld, das sie ver­dient hat, den bei­den Kin­dern Win­ter­ja­cken kauft, muss sie sich Sprü­che anhö­ren. All das haben die­se Kin­der erlebt und über­lebt, sind ange­kom­men, haben alles getan, um sich zu inte­grie­ren, ein Teil unse­rer Gesell­schaft zu wer­den, unse­re Spra­che gelernt, gehen hier zur Schu­le und haben Zukunfts­plä­ne – genau wie damals.“ (Quel­le: Ost­hes­sen News v. 19.12.2021)