Hoffnung und Zuversicht

Hoffnung und Zuversicht

Das Recht, sei­ne Mei­nung frei zu äußern und das Recht, sich fried­lich und ohne Waf­fen zu ver­sam­meln, sind zwei der vie­len frei­heit­li­chen Grund­rech­te in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Die dahin­ter­lie­gen­den Arti­kel des Grund­ge­set­zes, Arti­kel 5 und Arti­kel 8, stel­len sicher, dass Mei­nun­gen, solan­ge sie sich in einem recht­li­chen Rah­men bewe­gen, frei ver­tre­ten und kund­ge­tan wer­den dür­fen, auch wenn es Unter­stüt­zungs­be­kun­dun­gen für den rus­si­schen Angriffs­krieg oder die Leug­nung des Kli­ma­wan­dels sind. Die beson­de­re Stel­lung von Frei­heits­rech­ten, den soge­nann­ten Grund­rech­ten im Grund­ge­setz (Arti­kel 1 bis 19) sind in Deutsch­land als Kon­se­quenz des NS-Regimes von 1933–45 ent­stan­den. Ver­fas­sungs­tex­te in ande­ren Län­dern bli­cken oft anders und in ande­rer Tra­di­ti­on auf die glei­che The­ma­tik. Die Form der gewähr­ten Frei­hei­ten fin­det dort oft in sank­tio­nie­ren­der Wei­se statt, in Form von Ver­bo­ten von bestimm­tem poli­ti­sche Posi­tio­nen. Unse­re weit­rei­chen­de Gewäh­rung von Frei­hei­ten führt mit­un­ter zu Unver­ständ­nis, war­um radi­ka­le Mei­nun­gen, wenn auch nur in begrenz­ter Form, frei geäu­ßert wer­den dürfen.

Um die­se Grund­ele­men­te der deut­schen Demo­kra­tie auch inner­halb des his­to­ri­schen Kon­tex­tes zu ver­ste­hen, fand für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Sprach­lern­klas­se I (Ukrai­ne) am 8. Juli ein Pro­jekt­tag statt. Chris­ti­na Hei­duck von dem Ver­ein Deut­sche Gesell­schaft e. V. führ­te einen Inten­siv­work­shop zum The­ma Demo­kra­tie im his­to­ri­schen Kon­text Deutsch­lands durch. Dabei stand das The­ma der Ent­wick­lung der deut­schen Demo­kra­tie ab 1945 mit dem Schwer­punkt des Ver­hält­nis­ses zwi­schen West und Ost auf der Tagesordnung.

Um zwi­schen die­sem theo­re­ti­schen Teil eine Brü­cke zur gegen­wär­ti­gen poli­ti­schen The­men zu schla­gen, stan­den für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler am Nach­mit­tag zwei wei­te­re Ter­mi­ne an. Clau­dia Schüß­ler, Land­tags­ab­ge­ord­ne­te für den Wahl­kreis Bar­sing­hau­sen, hat­te zu einer Füh­rung im Lei­ne­schloss ein­ge­la­den. Nach der Besich­ti­gung des immer noch brand­neu wir­ken­den Ple­nar­saals stell­te sich Clau­dia Schüß­ler den Fra­gen der ukrai­ni­schen Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Dabei soll­te nichts tabu sein, und so war die Fra­ge nach einer gelun­ge­nen Inte­gra­ti­on in die Gesell­schaft genau so prä­sent wie die der Auf­nah­me der Ukrai­ne in die Euro­päi­sche Uni­on. Auch Fra­gen danach, wie es nach einem Kriegs­en­de in der Ukrai­ne und auch in Deutsch­land wei­ter­ge­hen und was man aus der Geschich­te des deut­schen Wie­der­auf­baus ler­nen könn­te, stan­den im Raum.

Im Neu­en Rat­haus in Han­no­ver wur­de dann noch ein­mal die Ver­bin­dung zwi­schen Poli­tik und His­to­rie her­ge­stellt. Söhn­ke Post über­nahm noch ein­mal sei­nen ehe­ma­li­gen Stu­den­ten­job und führ­te die Grup­pe, unter­stützt von der Rats­vor­sit­zen­den Uta Engel­hardt, durch das Rat­haus und durch die dort aus­ge­stell­ten Stadt­mo­del­le. Auch hier durf­ten die Schü­le­rin­nen und Schü­ler alles fra­gen, was ihnen auf dem Her­zen lag. Dabei ging es um his­to­risch-poli­ti­sche Ent­wick­lun­gen inner­halb der Regi­on Han­no­ver und ihre Aus­wir­kun­gen auf das Stadt­bild. Der lan­ge und inten­si­ve Tag, der ganz im Zei­chen des­sen ste­hen soll­te, war­um die deut­sche Demo­kra­tie gera­de durch ihre His­to­rie zu dem gewor­den ist, was sie aktu­ell ist, ende­te schließ­lich mit einem Besuch der Kup­pel des Neu­en Rat­hau­ses. Der Blick auf eine 1945 weit­ge­hend zer­stör­te Stadt, die heu­te in neu­em Glanz erstrahlt, gab den Schü­le­rin­nen und Schü­lern aus der Ukrai­ne Hoff­nung und Zuversicht.

Autor: Lenn­art Bar (Leh­rer)