„Eine starke Frau!“ – Auf den Spuren von Paula Tobias

„Eine starke Frau!“ – Auf den Spuren von Paula Tobias

Sep­tem­ber 2021… End­lich konn­te unse­re ers­te Ver­an­stal­tung des Teil­pro­jekts „Ent­de­cken“ in die­sem Jahr statt­fin­den, in Koope­ra­ti­on mit dem Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus Eschers­hau­sen e. V. und dem Zen­trum für Migra­ti­on des Land­kreis Holz­min­den. Nach­dem die Ver­an­stal­tung 2020 auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie lei­der abge­sagt wer­den muss­te, waren alle Betei­lig­ten gespannt und vol­ler Freu­de auf das per­sön­li­che Ken­nen­ler­nen und den gemein­sa­men Aus­tausch in gemüt­li­cher Atmo­sphä­re mit Köst­lich­kei­ten aus der gan­zen Welt. Zur Eröff­nung der Ver­an­stal­tung warf unse­re Refe­ren­tin Lisa Bei­sel die Fra­ge in den Raum, was Demo­kra­tie für jede Ein­zel­ne hier bedeu­te. Die teil­neh­men­den Frau­en grif­fen die­se Fra­ge sehr posi­tiv auf und öff­ne­ten sich schnell, teil­ten sehr per­sön­li­che und teils emo­tio­na­le Geschich­ten aus ihrem eige­nen Leben, wel­che alle­samt den Wert von Frei­heit in sei­nen unter­schied­lichs­ten Facet­ten beton­ten. Inter­es­siert folg­ten sie dem his­to­ri­schen Abriss, zogen teils Ver­glei­che zur Geschich­te ihrer eige­nen Her­kunfts­län­der. So war auch ein gegen­sei­ti­ges Ler­nen gebo­ten – wäh­rend unse­re Refe­ren­tin mit der Geschich­te des Natio­nal­so­zia­lis­mus nur aus der Schu­le, dem Stu­di­um und oder etwa aus zahl­rei­chen Büchern ver­traut war, kamen die Teil­neh­me­rin­nen mit den Aus­wir­kun­gen eines dik­ta­to­ri­schen Sys­tems haut­nah in Berüh­rung. Der Mut die eige­ne Frei­heit zu wäh­len und danach zu stre­ben ver­dient, ins­be­son­de­re durch die Offen­heit und Stär­ke, wel­che jede Ein­zel­ne an den Tag leg­te, Bewun­de­rung und Aner­ken­nung. Eine Grup­pe star­ker Frau­en, braucht mög­li­cher­wei­se kei­ne Vor­bil­der mehr, aber viel­leicht doch Gleich­ge­sinn­te. Aus die­sem Grund wähl­ten die Koope­ra­ti­ons­part­ne­rin­nen als Exkur­si­on wohl bewusst eine Rei­se ins Weser­re­nais­sance Schloss Bevern. Dort bega­ben wir uns gemein­sam auf die Spu­ren von Pau­la Tobi­as: Als ers­te prak­ti­zie­ren­de Ärz­tin im Braun­schwei­ger Land leis­te­te Pau­la Tobi­as wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Regi­on Kre­i­en­sen. Pau­la Tobi­as lei­te­te ein Laza­rett und bil­de­te Pfle­ge­rin­nen aus; eben­so unter­stüt­ze sie durch die von ihr ein­ge­rich­te­te Müt­ter­be­ra­tung Frau­en bei der Säug­lings­pfle­ge. Ab 1928 eröff­ne­te sie mit ihrem Mann eine Gemein­schafts­pra­xis im Raum Bevern. Kon­fron­tiert mit Aus­gren­zung und Berufs­ver­bot, for­der­te die Jüdin gegen­über beken­nen­den Natio­nal­so­zia­lis­ten ihre Aner­ken­nung als Deut­sche. 1935 emi­grier­te sie mit ihrer Fami­lie nach Ame­ri­ka und arbei­te­te dort als Krankenschwester.