23. Oktober 2020Auftaktveranstaltung „Entdecken“: Orte des Erinnerns
Heimspiel zum Auftakt unseres Teilprojekts „Entdecken“! Zusammen mit Belisa Zevallos Guarniz, Sozialarbeiterin beim Jugendmigrationsdienst des Caritasverbands für das Erzbistum Berlin e. V., hatten wir junge Geflüchtete, die in Strausberg (Brandenburg) und Umgebung leben, am 22. Oktober zu uns nach Berlin eingeladen. Bei schönem Herbstwetter waren die jungen Erwachsenen begeistert bei der Sache und voller Neugier, mehr über die Vergangenheit Deutschlands zu erfahren. Der thematische Schwerpunkt des Projekttages lag auf der deutschen Geschichten von 1918 bis 1945. Dabei stellten die Teilnehmenden oft tagespolitische Bezüge her und hinterfragten viele Entwicklungen anhand eigener Erfahrungen, die sie auf ihrer Flucht und nach Ankunft in Deutschland erlebten. In der Diskussion um die Funktion und Bedeutung von Gewaltenteilung, kam beispielsweise die Frage auf, wer eigentlich in der Bundesrepublik die Polizei kontrollieren würde. Schlagzeilen über rechtsextreme Netzwerke oder über Polizeigewalt, gegen die sich bspw. die Black-Lives-Matter-Demonstrationen richten, führten zu kritischen Nachfragen. Sie berichteten über ihre negativen Erfahrungen mit der Polizei in Griechenland oder in ihren Herkunftsländern (u. a. Syrien, Afghanistan oder Eritrea). Als Lisa Beisel über die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands und die Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung von Minderheiten referierte, hörten die Teilnehmenden gebannt zu. Alle waren sich einig, diese Geschichte dürfe nicht vergessen werden. Doch wie erinnert man sich in Deutschland an diese schrecklichen Taten? Beim historischen Stadtspaziergang, geleitet von der Stiftung Denkmal der ermordeten Juden in Europa, gingen wir dieser Frage nach. Vom Holocaust-Denkmal aus durch den Tiergarten bis zum Gedenkort für „Euthanasie“-Opfer schauten wir uns viele Denkmäler an, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Die jungen Teilnehmenden waren überrascht, dass diese Denkmäler erst wenige Jahre alt sind. Dadurch wurde auch deutlich, dass die Aufarbeitung der Geschichte noch lange nicht abgeschlossen ist. Alleith Zarzouri meinte: „Man lernt auch viel von der Geschichte, dass man in Zukunft nicht so viele Fehler macht.“ Und Ain Alyakia Zarzouri ergänzte: „Ich würde meinen Freunden empfehlen, dass sie jetzt diesen Ausflug machen, um mehr Informationen über Deutschland zu bekommen.“ Unsere jungen Teilnehmenden standen übrigens auch für uns vor der Kamera. Und wer daran interessiert ist, mehr Bilder von ihrer historischen Spurensuche in Berlin zu sehen, der muss sich noch etwas gedulden. Erst Ende des Jahres feiert der Imagefilm zu unserem Projekt Premiere.